www.markschwarzmayr.de |
Hammond Clones "Treffen"
Im Zuge
der Musikmesse 2016 und auf Grund meines generellen
Interesses an Hammondclones wollte ich mal wieder sehen
wo der Markt so aktuell steht. Glücklicherweise konnte
ich letzten Monat zwei Fachleute zu diesem Thema in
meinem Tonstudio in Seeheim-Jugenheim, südlich von Darmstadt,
begrüßen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Herrn Ewald Balfer, er montiert und vertreibt den HX3 Drawbar Expander und Herrn Massimo
Ghirardi, den Kopf hinter der MAGOrgan |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beide
brachten jeweils zwei Instrumente mit. Ich selbst
steuerte eine B3 (gechoppt) und meine Hammond XK3pro bei. Live bin ich mit der XK3
eigentlich sehr zufrieden, es stören mich aber so ein
paar kleine Details. Ein Equipmentwechsel wäre deshalb
durchaus im Bereich des Möglichen. Tja und da sich die
Gelegenheit ergeben hat, diese Instrumente zu
begutachten, haben wir 3 Orgelfreaks einen netten
Vormittag verbracht und viel gefachsimpelt. Meine
Eindrücke davon will ich hier schildern. Im Netz finden sich ja reichlich Infos zu den Instrumenten und über die obenstehenden Links kommt man zu den Herstellerseiten mit den technischen Angaben. Aus diesem Grund, werde ich diese hier nicht nochmal aufzählen oder einen ausführlichen dreifach Test machen, sondern vielmehr meine persönlichen Eindrücke schildern. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der
Sound und die Kandidaten Sicherlich einer der wichtigsten Punkte. Hier spielen persönliche Vorlieben natürlich die größte Rolle. Abgehört haben wir hauptsächlich über mein Motionsound Pro-145 Rotor Cabinet, da es auch das ist was bei mir Live zum Einsatz kommt. Ich bin damit sehr zufrieden und dieses "Leslie" lässt sich noch alleine tragen. Es ist mir immer wichtig, dass ich nicht zwangsläufig auf die Hilfe von Anderen angewiesen bin. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Für mich das beste transportable "Leslie", Motion Sound Pro-145 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine wirkliche
Bereicherung meines Hammondsounds verdanke ich dem
Neuzugang auf dem Pedalboard. Der Verzerrer "organ drive" von Harald König gibt mir
das was die XK3 alleine so nicht hinbekommt, dieses
schöne Schreien. Der "organ drive" ist einfach
ein toller Verzerrer. Der kleine Kasten macht genau was
er verspricht: Brave Orgelsounds werden entweder leicht
angeraut oder heftig verzerrt. Von Jazzgeblubber bis Deep
- Purple-Kreisch ist alles drin. Ich habe beim Abhören
tw. auch den "organ drive" an die MagORGAN
gehängt um diesen Faktor beim Hörvergleich zu
berücksichtigen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das ganze sieht auf dem
Floorboard (Prototyp V 1.0) dann so aus: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer es genau wissen
will, was montiert ist:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Da alle Anwesenden den Sound der Hammond B3 gut kennen haben wir die Hammond B3 nicht angeworfen sondern uns auf die übrigen Kandidaten konzentriert. Das ist für mich auch viel interessanter. Wie die alte "Tante" klingt (absolut amtlich), weiß ich, aber was nützt es mir auf der Bühne. Der Sound
der XK3 gefällt mir in Kombination mit dem
Leslie und dem Verzerrer sehr gut. Live bin ich wirklich
glücklich damit. Die interne Lesliesimulation der XK3
ist jetzt für mich nicht der Knaller, da ich aber
sowieso fast immer mit "Leslie" unterwegs bin,
ist mir das egal. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Über den Sound
der HX3-Engine wird ja an diversen Stellen im
Netz überwiegend positiv berichtet. Meiner Meinung nach
zu Recht. Das ist schon ein tolles Produkt, ich kann
allerdings die Aussage das es DIE amtliche und DIE
authentischste Simulation einer alten Hammond ist nicht
teilen. Für mich kann die XK3 oder auch der NORD - Sound
durchaus mithalten, solange alles über das selbe
Rotor-Cabinet läuft. Das löste bei mir also kein
"will - sofort - kaufen - Anreiz" aus.
Letztlich ist es Geschmackssache und Keyboarder sollten
sich selbst ein "Ohrenbild" machen. Nicht jeder
sucht ja den gleichen Hammondsound, innerhalb der B3
Modellreihe hat Laurens Hammond auch eine klangliche
Streuung in seinen Produkten. Aber um es nochmal zu
betonen, der Sound der beiden Gäste, welche ja auf der
selben Soundengine (HX3) basieren, ist sehr, sehr
hochwertig. Packt man das Leslie weg und benutzt eine digitale Simulation sieht es schon anders aus. Da hat die XK3 Luft nach oben. Hier unterscheiden sich jetzt auch der HX3 Drawbar Expander und die MAGorgan. In letzterer ist nämlich der NeoInstruments Ventilator verbaut. Diese Simulation genießt großes Ansehen, bei all den Usern, die Live auf die Schlepperei eines Leslies verzichten möchten. Über Boxen meiner Lucas NANO 300 entfaltet sich ein schöner Klang. Wie weit jetzt der Ventilator den Sound der HX3 - Engine verbessert, kann ich so gar nicht sagen. Diese Testphase haben wir sehr kurz gehalten, vielleicht können ja andere dazu mehr kundtun. Das Netz ist voll mit Soundbeispielen zu allen Geräten, wenden wir uns anderen Dingen als dem Sound zu, die für mich ebenfalls sehr wichtig sind und die mir in der Diskussion oft zu kurz kommen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Optik
einer Hammond auf der Bühne ist für mich ein Kriterium.
Es fühlt sich einfach anders an, einen Orgelsound über
eine Orgel zu spielen, als über ein Midimasterkeyboard.
Tontechniker, Mitmusiker und Publikum sind fasziniert,
wenn so ein Möbelstück auf der Bühne platziert wird.
Ähnliches erlebe ich wenn ich ein Rhodes oder einen
Moog-Synth mitbringe. Hier bringt die Hammond XK3 einige
Pluspunkte ins Rennen. Schade ist, das die Anschlüße
optisch so fehlplatziert sind. Von der Seite sieht die
Orgel dem B3 Kabinet ähnlich. Die Rückseite mit
Midi-Anschlüßen, SD-Card-Slot und zahlreich
runterbaumelnden Kabeln (Signal, Midi, Strom,
Schwellerpedal...) hingegen fällt etwas ab. Wenn ich
richtig informiert bin, ist das bei der neuen XK5 besser
gelöst. Die MAG-Organ sieht natürlich nicht wie eine B3 aus, zeigt sich aber gleich als richtige Orgel und wird in Zukunft, so Massimo Ghirardi, auch in einem Kabinet in Orgeloptik erhältlich sein. Hier ist noch etwas Geduld nötig. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aus der Sicht des
Musikers allerdings fühlt man sich bei der MagORGAN
gleich zuhause. Vier Zugriegelsätze, schöne
Wippschalter, Presettasten, kein Display. Dieses Plus
geht nach Prag und nicht nach Japan. Das bringt uns
direkt zum nächsten Punkt... Das HX3 Organ Modul mit seinen schönen Holzseitenteilen ist zwar keine ganze Orgel, hat aber ein wertiges Gewand, der dem Instrument gut zu Gesichte steht. Selbstverständlich kann man Waterfallkeyboards oder eine midifizierte alte Orgel zur Ansteuerung nutzen und so einen Vintagelook erzeugen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bedienung: Nach
vielen Jahren mit der Hammond XK3 geht mir alles leicht
von der Hand. Wahrscheinlich habe ich an diesem
Instrument sogar mehr Zeit als an der B3 verbracht.
Display und tiefergehende Programmierung mach ich sowieso
nicht, die Zugriegel laufen sehr angenehm. Nicht zu
schwer und nicht zu leicht. Die Original B3 fühlt sich
für mich schlechter an. Ein Zugriegelsatz für jeweils
Ober und Untermanual reichen mir persönlich aus, die
Presettasten nutze ich gar nicht. Nach vielen Livegigs
sind manche der Taster (Percussion, Hall, Chorus/Vib)
etwas reaktionsschwach. Diesen Langzeittest kann ich bei den anderen beiden Modellen natürlich nicht bieten. Die Verarbeitung macht allerdings einen sehr hochwertigen Eindruck und die Bedienelemente im B3-Look inklusive ihrer Anordnung lassen echtes Hammondfeeling bei der MagORGAN aufkommen. Die Zugriegel laufen etwas anders als bei Hammond/Suzuki. Ich bin das so nicht gewöhnt, denke aber das man nach ein paar Stunden die Orgel blind bedienen kann. Vier Zugriegelsätze sind natürlich schon toll, wer die und die Presettasten nicht braucht, spart mit dem kleineren Modell der C-Serie einige Euros und Kilos. Editorprogramm gibt es für alle Modelle, hab ich aber nicht getestet. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der HX3 Drawbar
Expander zielt auf einen anderen Nutzerkreis, dies muss
berücksichtigt werden. Die Zugriegel sind übrigens
nicht die Selben wie bei der MagORGAN. Hier greift man
auf andere Zulieferer zurück. Da der Expander aber ein
gutes Gewicht hat, darf man ruhig beherzt in die Drawbars
langen. Das Gerät wird höchstwahrscheinlich auf/neben
einem Masterkeyboard platziert werden: Kompakte
Abmessung, Stabilität und Layout der Bedienungselemente
sind daraufhin optimiert, Mission gelungen. Interessant
ist der dritte Zugriegel für das Basspedal. Das Display
lädt zum Parameterschrauben ein. Hier lässt sich der
Orgelsound vielfältig an die eigenen Wünsche anpassen.
Nix für mich, aber durchaus bemerkenswertes Feature. Vor
allem das Finetuning der Lesliesimulation bietet viel
für diejenigen, die ohne echte drehende Hörner und mit
weniger Gewicht auf die Bühne wollen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Apropos Gewicht:
Vielleicht werden manche Leser fragen, wieso ich die
richtige B3 nicht Live einsetze, wo sie doch schon in
einem "transportablem" Gehäuse von Bertram sitzt. Die Orgel ist leichter zu bewegen
als eine Original B3, ganz klar, aber immer noch sehr
schwer. Sie wiegt 97 kg ohne Beine und ist damit für
mich nicht transportierbar. Meine Mitmusiker bestätigen
dies! Die XK3 ist deutlich leichter, besteht aber immer
noch aus einigen Komponenten da Ober und Untermanual
sowie Beine jeweils extra (bei mir in stabilen
Hardwarecases) verpackt werden. Das ist auf Grund des
Gewichtes allerdings auch nötig. Dreimal Laufen für den
Weg Auto - Bühne plus ein viertes Mal für das Leslie
sind fällig. Die MagORGAN lässt sich da deutlich
bequemer transportieren. Eine Tasche mit der ganzen
Orgel, kleiner Keyboardständer, fertig. In den Rucksack
passt der HX3 Organ-Expander und ist somit der
reisefreudigste Kandidat. Ok eine Miditastatur braucht
man natürlich noch. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tastatur
ist ein gutes Stichwort. In der MagORGAN ist eine Fatar -
Waterfalltastatur verbaut, die sich recht stramm spielt,
während bei Hammond/Suzukis XK-Serie eine
Eigenentwicklung ihren Dienst tut. Diese Eigenentwicklung
ist für mich ein deutliches Quentchen besser vom
Spielgefühl. Wer also eine Orgel anschaffen will, sollte
sich nicht nur auf Soundvergleiche verlassen, sondern
unbedingt auch die Haptik ausprobieren. Bei MagORGAN ist
man allerdings sehr kundenzentriert, ich könnte mir
vorstellen, das man für die Feineinstellung der Tastatur
Wünsche äußern kann. Am Testtag hatte bei mir die XK3
hier die Nase vorne. Was sich hier durch die
neuentwickelte Tastatur der XK5 verändert, werde ich
irgendwann noch testen müssen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Preisregionen,
in denen man sich bewegt sind sehr unterschiedlich, auch
werden verschiedene Zielgruppen angepeilt. Für mich ist
dieser Artikel deshalb kein Vergleichstest mit
Siegerehrung sondern eher ein Nachdenken über die
Möglichkeiten. (alle
Preisschätzungen Stand Juli 2017) Das XK3 System ist der teuerste Kandidat. Mit rund 5000,- für zwei Manuale, Holzstativ, Schweller und Cases kriegt man reichlich Orgel. Preise dürften durch die Vorstellung des Nachfolgers XK5 etwas fallen. Ein Komplettsystem XK5 (Zwei Manuale, Stativ, Schweller, Cases, Notenpult) schätze ich auf ca. 6700 Euro Minimum.
Deutlich
günstiger ist die MagORGAN. Für die P2 sind ca
3600,- ohne Tasche, Stativ und Schweller fällig.
Wahrscheinlich kommt man je nach Stativ (normaler
Keyboardständer vs Holzcabinet) irgendwo zwischen
3700,- und 4200,- raus. Die C-Serie gibt es
günstiger. Preise können sich ändern, also nagelt mich
nicht fest. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gibt es weiter Alternativen?
Selbstverständlich. NORD
C2D, KeyB, UHLX3-2 oder NumaOrgan sind sicherlich auch
erwähnenswert. Nord C2D habe ich schon kurz mal angespielt, ist aber länger her. Für knapp 3000,- ist sie etwas unter der MagORGAN, kommt für mich persönlich wegen dem Look nicht in die engere Auswahl. An Sound und Tastatur habe ich keine Erinnerung mehr. KeyB hatte ich auch schon vor Jahren unter den Fingern, kann ich aber nix konkretes mehr sagen. Antesten in Deutschland ist etwas schwierig, da liegt glaube ich das Hauptproblem. UHL-Organ basiert ebenfalls auf der HX3-Engine. Klang also wie MagORGAN abgesehen von der Lesliesimu. Preis mit Case für die X3-2 liegt bei rund 2850. Verarbeitung und Optik gehen allerdings auch eine andere Richtung als die MagORGAN. Lieferzeiten wahrscheinlich etwas kürzer als der Bruder aus Prag. NumaOrgan kenne ich nicht (gibts da überhaupt eine zweimanualige Version?), Softwarelösungen auf der Bühne will ich nicht. Wie sich die neue Hammond XK5 verhält weiß man noch nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie gut klingt, preislich wird sie das Feld anführen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jetzt kaufen? Das Fazit: Die MagORGAN ist schon sehr interessant. Gerade die kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht machen sie für mich sehr attraktiv. Trotzdem würde ich die Hammond XK3 im Moment wohl nicht verkaufen. D.h. allerdings das ich eine beträchtliche Investition tätigen muss und soweit bin ich (noch?) nicht. Hätte ich keine Orgel wäre die MagORGAN auf jedenfall ein sehr heißer Kandidat, der mein Anforderungsprofil (kompakt, guter Klang, gutes Aussehen) voll erfüllt. Der HX3 Drawbar Expander ist super für alle Keyboarder die eben nicht nur Orgel spielen, sondern beim Gig auch anderes abdecken (Pianos, Strings, Synthis). Er füllt die Abteilung Orgel hochwertig aus, ich habe diesen Anwendungsfall aber eher selten, entweder spiel ich nur Orgel oder nur Piano. Ansonsten Daumen hoch. Die Hammond XK3 ist halt die Hammond. Mit ihren bekannten Plus (Look, Tastatur) und Minuspunkten (Preis, Gewicht), das sie in manchen Foren schlecht abschneidet, kann ich nicht nachvollziehen, vielleicht spielt aber auch Neid mancher Kollegen eine Rolle. Es ergab sich ein sehr interessanter Vormittag und es war natürlich ein absoluter Luxus die beiden Köpfe hinter den Instrumenten im Studio zu haben. Fragen direkt an die Macher stellen, Wahnsinn, vielen Dank an Ewald und Massimo! Hier wurde viel gefachsimpelt und ich konnte einiges lernen. Über Hammondorgeln aber auch über das Produzieren von Musikinstrumenten, die Bauteilbeschaffung, wie eigentlich ein Endpreis entsteht, wie unterschiedliche die Kundenwünsche sind, welche Investitionen nötig sind um ein Produkt zur Marktreife zu bringen usw. Darunter waren tw vertrauliche Informationen, die ich deshalb an dieser Stelle nicht weitergeben möchte, ich hoffe auf euer Verständnis. Ich habe versucht einen subjektiven aber fairen Artikel zu schreiben, hoffentlich hattet ihr genausoviel Spass beim Lesen, wie ich beim Schreiben: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schlecht ist keines der Instrument, es kommt vielmehr auf die eigenen Bedürnisse an. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
euer Mark |